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Auf nach Cañar – Dieser Weg wird kein leichter sein…

Am Morgen breche ich um 08:00 Uhr auf und merke schnell, dass ich mir das auch hätte sparen können. Ich hatte am Vortag ein paar Dinge vergessen einzukaufen und die Geschäfte hatten hier alle noch geschlossen, bis auf die Bäcker. Also holte ich mir esrtmal ein Brot und dann fiel mir ein, dass die einzige Tankstelle im Ort doch bestimmt schon auf hatte. Jo, so war es! Noch schnell meine Wasserflaschen wieder aufgefüllt und los ging´s mit drei Litern Wasser, einer Packung Spaghetti, einem Glas Pesto, einem Brot und einer Salami. Aber wohin? Ich hatte eine Ahnung, war mir aber nicht sicher und so fragte ich einen älteren Herrn, der auf einem kleinen Mäuerchen saß, nach dem Weg. Er schickte mich nach links, was auch meine Vermutung gewesen wäre. Dieser Weg war als PR ausgeschildert, ich wollte aber auf den GR. Außerdem kam es mir komisch vor, weil er in die andere Richtung ging. Nachdem ich den steilen Berg, über Geröll, hochgekletttert bin und oben noch was rum gesucht habe, entschied ich mich doch umzukehren. In meiner Wegbeschreibung stand, dass ein weißes Haus kommt (hier sind alle Häuser weiß!), an dem Cañar ausgeschildert ist. Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße fragte mich eine Frau wo´s denn hingehen soll, ich antwortete nach Cañar und alle Leute die mich fragten und diese Antwort bekamen, wirkten erstaunt und antworteten „ohhh, Cañar!“. Ich dachte mir, was haben die denn alle, sind doch nur sieben Kilometer!? Später wußte ich warum!

Ich ging die Straße weiter entlang gen Osten und tatsächlich, da war ein Schild Richtung Cañar und dem Rot- Weißen Markierungszeichen des GR 7.

Canar-Soportuja-Pampaneira 001 (800x533)Puh und wieder ein ziemlich steiler Aufstieg, der gar nicht enden wollte! Zwischendurch verschwanden immer mal wieder die Wegweiser, was erheblich viel Zeit kostete, den richtigen Weg zu finden und natürlich auch unnötige Kilometer. Die Wege waren von Anfang an schmal, mit viel Geröll, hier war trittsicherheit gefordert! Und so ging es Kilometer für Kilometer weiter. Mein Gepäck hatte durch das Wasser und das Essen ganz schön an Gewicht zugelegt, hinzukamen die Temperaturen, die doch weit über 25 Grad ragten. Die Wege lagen in der prallen Sonne, kein Schatten in Sicht. Wie gut, dass ich, Eincrememuffel, mich am Morgen doch mit reichlich Sonnencreme eingeschmiert habe, sogar die Ohren!

Canar-Soportuja-Pampaneira 003 (800x533)Blick auf Lanjarón

Mir kam es so vor, als würde es die ganze Zeit nur bergauf gehen, na ja, es kam mir nicht nur so vor, es war auch so! Die Schweißperlen tropften mittlerweile von meiner Stirn und der Wasservorrat schrumpfte Liter für Liter. Ein Blick auf die Uhr, verriet, dass die Spanier zu dieser Zeit Siesta machen. Das war eine gute Idee! Ich bin im Urlaub und mache jetzt auch Siesta! Ich hatte noch nicht ordentlich gefrühstückt und so konnte ich endlich mal den Gaskocher ausprobieren. Ich kochte Spaghetti, dazu gab´s Pesto Rosso, was ich unter dem einzigen Baum, den es weit und breit gab, verspeiste. Danach machte ich einen Mittagsschlaf, wurde aber nach 45 Minuten von nervigen Fliegen und Wespen geweckt.

Mittagessen!Mittagessen!

Ich packte meinen Kram zusammen und marschierte weiter, wie sollte es anders sein, BERG HOCH! Meine Fersen waren vom ständigen bergauf gehen schon wund gerubbelt und wurden mit Blasenpflaster versehen, brachte aber nicht so viel. Meine Hüften, vor allem links waren ebenfalls schon offen, vom Beckengurt meines Rucksacks, und das in Verbindung mit Schwitzen ist eine scheiß Kombination! Ohhh endlich ein Stück geradeaus! Das tut gut! Leider nur ein winziges Stück und dann folgte der Horror! Die Markierung zeigte nach links, da war aber kein Weg und zudem ging es sehr steil bergauf.

Canar-Soportuja-Pampaneira 014 (800x533)Ich folgte ein Stück der Markierung, um zu sehen wie es weiter geht und dann stand ich mitten… ja wo denn? Mitten drin halt, ohne Weg! Nä, nicht mit mir! Meine Kräfte verließen mich langsam, das Wasser leider auch, es war Schweine heiß, meine Füße, Becken und Schultern taten weh. Ich wollte nicht dadurch und so versuchte ich einen Umweg zu finden. Das hätte ich lieber sein lassen, denn das hat mich nur unnötig Kraft gekostet! Unterhalb des „Weges“ war ein Parkplatz auf dem mehrere alte Autos standen, völlig kraftlos setze ich mich zwischen die Autos, denn da war der einzige Schatten! Ich trank sparsam etwas von meinem wenigen Wasser und überlegt was ich machen sollte. Eine Straße führte weiter nach unten, mir kam die Idee dieser zu folgen, dann geh ich halt zur Straße und fahr per Anhalter in den nächsten Ort. Ja toll, dass hab ich auch nur so gedacht, denn der Weg führte in eine Sackgasse! Da stand ein Haus, einsam und verlassen. In meiner Not ging ich dahin, ließ mich ins Gras fallen, holte mein Dictionary raus und begann zu schreiben. Ich haben kein Wasser….dann kam eine Frau hinter dem Haus hervor. Mist, ich war mit meinem Satz noch nicht fertig! Ich trug ihr meinen Satz vor, da begann sie englisch zu sprechen und fragte mich, ob sie die Flasche auffüllen sollte. Ja Bitte! Eigentlich wollte ich sie fragen, ob ich mein Zelt auf ihrem Grundstück irgendwo aufbauen darf, aber sie gab mir meine frisch aufgefüllte Flasche zurück und wünschte mir noch einen „nice walk“, Danke! Ich ging zurück zum Parkplatz und ließ mich wieder zwischen den Autos nieder. Was für ´ne Scheiße und sowas schon am ersten Wandertag! Ich schrieb mal Nina an um ihr mein Leid zu klagen, worauf sie mir einen Satz auf spanisch schrieb, mich aufforderte zur Straße zu gehen, ein Auto anzuhalten und dem Fahrer diesen Satz zu zeigen. Hätte ich ja gemacht, aber eine Straße, wo Autos fahren, war grad ziemlich weit entfernt. Dann meinte sie, ich soll Pause machen, das machte ich schon die ganze Zeit, ich wurde nur noch verzweifelter und überlegte mein Zelt zwischen den Autos aufzuschlagen. Das hätte meine Erschöpftheit bekämpft, aber nicht die Wassernot, die am nächsten Tag wieder aufgetaucht wäre. Also beschloss ich, mich zusammenzureißen und noch einen Anlauf zu starten. Nur mal zur Info, ich war erst bei Kilometer neun!!! Sieben sollten es eigentlich sein, aber mir war klar, dass es durch die Sucherei und Umwege finden mehr wurden.

Cañar konnte ich schon sehen, es wirkte auch ziemlich nah, aber ich wusste, dass es täuscht. Ich musste noch durch unzählige Kurven und auf den gegenüberliegenden Berg. Das heisst, zuerst runter von dem einen Berg und auf der anderen Seite von ziemlich weit unten wieder hoch. Aber ich musste jetzt aufhören daran zu denken, wie weit es noch ist und einfach laufen und am Besten gar nicht mehr hingucken. Ich nahm es in Angriff und folgte den markierten Steinen durch die Pampa und es dauerte gar nicht lang, da tauchte ein Trampelpfad vor mir auf! Freude! Und noch besser, der Weg war gerade, kein bergauf und kein bergab, einfach gerade! Es folgten nur noch wenige Hindernisse, bis ich nach 12 Kilometern und völlig fertig Cañar erreichte.

In Cañar geht der Horror weiter

Canar-Soportuja-Pampaneira 030 (800x533)Von weitem sah das Dorf irgendwie größer aus. Durch den Ort führten winzige Gässchen, zum Teil sehr steil bergauf oder eben bergab. Geschäfte konnte ich auf den ersten Blick nicht erkennen, dafür mehrere Trinkbrunnen. Zwei Bars waren zu finden, die aber scheinbar noch zu hatten. Selbst in diesem kleinen Örtchen konnte man sich verlaufen, es war wie ein Labyrinth.

Canar-Soportuja-Pampaneira 039 (800x533)Canar-Soportuja-Pampaneira 040 (800x533)Zwei Kinder kamen auf mich zu gelaufen und stellten mir Fragen. Sorry Kids, ich spreche kein spanisch! Das Mädchen, etwa 10 Jahre alt, fing an englisch zu sprechen, nicht viel aber immerhin ein paar Wörter. Sie fragte wo ich herkomme und wo ich hinwolle. Sie bekam ihre Antworten und dann verschwanden Beide wieder. In einer Sackgasse traf ich auf eine jüngere Frau, die ich auf englich ansprach um sie zu fragen, ob es ein Hotel gibt. Die Antwort war NEIN! Ich hatte zwar mein Zelt dabei, war aber nach diesem Tag auf Comfort eingestellt. Also trödelte ich mit meinem tonnenschweren Rucksack zurück zur „Stadtmitte“. Der Platz wo die zwei Bars waren, ein Spielplatz und ein Parkplatz. Ich setzte mich auf die Bank, schaute die Berge an und dachte, scheißegal! Ich kann zwar nicht mehr laufen und muss schauen wo ich die Nacht verbringe, aber ich habe es überlebt!

Canar-Soportuja-Pampaneira 049 (800x533)Als ich mich dann mitten auf dem Parkplatz orientierungslos umsah, kam ein Mann auf mich zu und ich fragte auch ihn nach einem Hotel. Auch er verneinte. Wir überlegten gemeinsam, wo ich die Nacht wohl verbringen könne, dabei verständigten wir uns mit einem Mischmasch aus spanisch und englisch. Als zwei ältere Herren vorbei kamen, fragte er sie, ob sie was wüßten, wo ich übernachten kann. Der eine zückte sein Handy und versuchte jemanden anzurufem, er würde jemanden kennen, der ein Haus vermietet. Oh Gott, gleich ein ganzes Haus? Ich baruch eigentlich nur einen Garten! Es meldete sich aber niemand und somit war die Idee verpufft. Als ich meinte, dass ich nur ein Stück Garten bräuchte um mein Zelt dort aufzschlagen, schauten mich alle drei erstaunt an und der englischsprechende sagte: „wenn du ein Zelt dabei hast, dann bau es doch irgendwo auf!“ Ich fragte nochmal nach, wie irgendwo? Ja, halt da wo´s dir gefällt. Hm, und die anderen Menschen sagen nichts dazu, wenn ich einfach in der Nähe ihres Hauses mein Zelt aufbaue? Nein! Nachdem er den anderen Beiden meine Bedenken übersetzt hat, nickten beide zustimmend, dass sei hier wohl kein Problem.

Der Mann bot mir an, bei ihm zu übernachten, aber schon nachdem er es ausgesprochen hatte, fühlte ich mich bei dem Gedanken unwohl. Er ging mit mir durch die Stadt, zeigte mir einen Kiosk, der aber noch zu hatte und dann standen wir irgendwann bei ihm vor der Haustür und er bat mich einzutreten. Das Haus wirkte ziemlich schmuddelig, vor den Fenstern hingen fette Spinnengewebe, ein Granatapfel lag offen herum, wo er mal eben seine Finger reinsteckte um sich ein paar Kerne rauszupicken, die er schnell in seinem Mund verschwinden ließ. Er holte eine kleine Lampe und zeigte mir ein Zimmer, in welchem es kein Licht gab, dehalb die kleine Lampe. In dem Zimmer stand ein großes Bett, sonst war nichts zu sehen. Er sagte dort könne ich schlafen, wenn ich wollte. Hm, ich wußte wenn ich hier bleibe, bekomme ich die ganze Nacht kein Auge zu, nicht wegen der Sauberkeit, ich hatte einfach ein ungutes Gefühl und darauf sollte man besser hören. Deshalb erklärte ich ihm, dass ich mein Zelt bevorzuge. Er wirkte etwas enttäuscht, aber darauf kann ich leider keine Rücksicht nehmen, Sorry!

Canar-Soportuja-Pampaneira 027 (800x533)Er ging mit mir zurück und zeigte mir noch einen Brunnen, wo ich meine Flaschen auffüllen konnte. Unterhalb des Brunnens, war eine große Plattform mit toller Aussicht auf die Berge, davor stand jedoch ein Haus und ich war mir nicht sicher, ob ich dort wirklich mein Zelt aufschlagen darf. Ich fragte meinen Begleiter was er dazu denkt und wieder kamen die Worte: „ du kannst dein Zelt dort aufschlagen wo es dir gefällt! Ok, das habe ich dann auch getan und kein Mensch hat irgendein Wort gesgat, selbst nicht die Hausbesitzer, die eine ganze Weile vor dem Haus standen um sich zu unterhalten.

Als das Zelt stand, kamen wieder die zwei Kinder angelaufen und sprangen ganz aufgeregt um das Zelt. Der Junge, ca. sechs Jahre alt, fasste das Zelt ganz vorsichtig an und schaute hinein, dann drehte er sich zu mir um und begann ganz euphorisch
was auf spanisch zu erzählen. Ich ließ ihn erzählen und tat so als würde ich ihn verstehen, ich wollte ihn nicht in seinem Redeschwall unterbrechen. Als er alles losgeworden ist, was er zu berichten hatte, drehte er sich um und Beide verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren.

Ich warf meine Klamotten ins Zelt und ging noch auf einen Absacker in die Bar. Auf den Mauern saßen viele Einheimische, die sich angeregt unterhielten, dabei kam es mir so vor, als hätte Cañar nur 20 Einwohner. Ich bestellte ein Bier und auch diesmal gab es wieder eine kleine Tapas dazu, diesmal eine Scheibe Brot mit Serrano Schinken.

Canar-Soportuja-Pampaneira 048 (800x533)Oh man, Beides war sehr köstlich! Ich war trotz der ganzen Strapazen froh, hier zu sein und nahm mir für die folgenden Tage wirklich vor, mal langsamer zu machen. Nachdem ich aufgetrunken hatte, begab ich mich Richtung Zelt, verweilte noch einen Moment auf dem Parkplatz und sah der Sonne beim untergehen zu. Anschließend fiel ich erschöpft, von den Ereignissen vom Tag, in mein Zelt.

Was hat dieses Schild wohl zu bedeuten? Beunruhigend!Was hat dieses Schild wohl zu bedeuten? Beunruhigend!

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Immer Augen auf! Auch auf Steinen sind Markierungen!Immer Augen auf! Auch auf Steinen sind Markierungen!

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Gute Nacht!Gute Nacht!

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