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Mulhacén 3.0 #Gipfelglück mit Gewitter#

Angekommen an den Lagunen. Nach einem mehr als anstrengendem Aufstieg haben wir endlich die Lagunen erreicht. Auf einer Hochebene glänzen die 7 Lagunen des Mulhacén, wovon aber nicht alle auf einmal zu sehen sind, vor uns liegt aber die größte der sieben. Die Hochebene ist rundherum von Bergen umgeben und laut unserer Karte soll der linke Berg der Mulhacén sein.

Vor uns die Größte der sieben Lagunen und li. im Bild der MulhacénVor uns die Größte der sieben Lagunen und li. im Bild der Mulhacén

Hm, irgendwo sieht er mehr als unspektakulär aus, aber man darf nicht vergessen, dass wir uns mitlerweile schon auf 3000m befinden und somit „nur noch“ 400 Höhenmeter vor uns haben. Wir erkundeten erstmal die Umgebung und waren beeindruckt… was für ein schöner Ort! Auf einer kleinen Anhöhe fanden wir dann einen tollen Platz zum nächtigen. Eine Steinformation, die eine kleine Höhle formte, bot Schutz vor Wind und Regen, das wäre der perfekte Ort um dort unser Lager für die Nacht aufzuschlagen. Da es noch nicht so spät war, wollten wir uns jedoch noch den Gipfel vorknüpfen.

Der perfekte Platz für unser NachtlagerDer perfekte Platz für unser Nachtlager

Wir packten nur einen Rucksack mit den wichtigsten Sachen, Trinken, warme Jacken und ein paar Energieriegel. In den anderen Rucksack packten wir alles Übrige und verstauten ihn wasserdicht eingepackt in einer kleinen Ecke von gebauten Steinkreisen, die wohl irgendwann einmal dem Schutz vor Wind dienen sollten. Und so zogen wir los, in der Hoffnung bei unserer Rückkehr den tollen Lagerplatz frei vorzufinden.

Jetzt ging es nur noch steil hoch, natürlich täuschten wir uns wieder in der Länge des Weges. Mulhacén 3.0 039 (800x600) Mulhacén 3.0 044 (800x600)Irgendein Idiot meinte er müsse sein T-shirt auf einen Ast aufspieken und so drappieren als wäre es das Gipfelkreuz, was von unten deutlich als solches zu erkennen war. Als wir näher kamen sahen wir dann, dass es nicht so war und das der Weg noch verdammt lang war. Anfangs war es ein schöner Schottertrampelpfad den man gut laufen konnte, ab und zu mal mit einem kleinen Sträuchlein versehen.

Nina und ihr komisches Gesicht! Bei unserem Aufstieg blieb Nina desöfteren stehen und guckte halt so komisch, ich bin dann immer direkt in hab-Acht-Stellung und fragte „was ist?“…. keine Antwort…..Ich wieder „was ist?“ Nina meinte sie habe Wind gehört, ja…ich habe auch schonmal Wind gehört, aber das ist doch kein Grund so komisch zu gucken!? Ich trottete einfach weiter hinter ihr her. Dann blieb sie wieder stehen, drehte sich um und guckte…ich tat einfach mal das Gleiche und guckte auch mal komisch….und plötzlich sah ich, wie vor mir ein Blatt und Staub mit soviel Kraft umhergewirbelt wurde, oh mein Gott… eine Windhose!!!! Ich schrie „eine Windhose!“ und schmiss mich, bevor Nina noch irgendetwas sagen konnte, der Länge nach in den Dreck, wollte noch meinen Kopf schützen und dann war sie schon da, es gab einen heftigen Sog und es riss mir meine Kappe vom Kopf! Als ich aufguckte, sah ich Nina an und fragte verdutzt was das denn war??? Sie antworte ganz gelassen „eine Windböe“, ja…hab ich gemerkt aber wo kam die denn her? Wir beide mussten lauthals loslachen, wegen meiner Panik und wie schnell ich mich hinwerfen konnte. Aber ich dachte mir…mich wirft der Wind nicht nochmal um, ich möchte selber bestimmen, wann ich umfalle und möchte mir dabei selber weh tun. Letztes Jahr war der Wind der Bestimmer, dieses Jahr bin ich der Bestimmer! Wir gingen weiter und mussten noch eine ganze Weile lachen. Aber ich war jetzt vorsichtiger und hatte vor dem Wind wieder großen Respekt, er wollte wohl nochmal zeigen, wer im Gebirge der Boss ist. Voll gruselig!

Hier in der Sierra Nevada, sieht irgendwie alles aus wie eine riesige Müllhalde aus Schiefer. So, als wäre ein Bagger da gewesen, der hier den ganzen Schutt abgekippt hätte. Wir müssen wieder über riesige Felder bestehend aus Schieferplatten, dabei fällt uns auf, dass zwischen den Platten große Hohlräume vorhanden sind, wie bei einem Gletscher, nur dass es kein Eis ist. Ganz schön blöd, wenn man im Winter unterwegs ist und eine Schneebrücke einen Hohlraum verdeckt, denn diese Hohlräume wirken tief und sind so groß, dass ein Mensch locker darin verschwinden könnte. Auch unheimlich in dieses große schwarze Loch zu starren…Mulhacén 3.0 052 (800x600)Als wir diese große Feld aus Schiefer durchquert hatten waren wir dem Gipfel schon wieder etwas näher, hinter dem sich nun so langsam, riesige Wolken auftürmten. Nur noch ein paar Meter und dann hatten wir es geschafft! Wir standen nun endlich auf dem Berg, der es uns zweimal so schwer gemacht hatte, der höchste Berg der Sierra Nevada, dem Mulhacén mit seinen 3479 m!Mulhacén 3.0 183 (800x533)

Geschafft!Geschafft!
das ist mir noch nicht so geheuer, auf der anderen Seite ist der Abgrund so nahdas ist mir noch nicht so geheuer, auf der anderen Seite ist der Abgrund so nah

Als ich noch das kleine Stück zu dem komischen (hässlichen) Betonklotz (soll das Gipfelkreuz darstellen) raufkletterte, wurde mir schon etwas mulmig, denn auf der anderen Seite ging es einfach nur nach unten, das war wohl die Nordseite. Diese Seite zeigte sich schroff und gefährlich wirkend, während die andere Seite völlig harmlos und sanft erschien.

Ausblick vom MulhacénAusblick vom Mulhacén
Ausblick vom MulhacénAusblick vom Mulhacén
Ausblick vom MulhacénAusblick vom Mulhacén

Wir machten schnell ein paar Fotos und dann bemerkten wir die Wolkentürme, die zuvor noch weiß und weit weg waren, waren nun schwarz und wirkten bedrohlich. Also hieß es wieder für uns – Berg runter wird gerannt, warum kann ich nichtmal ´n Berg gemütlich runter gehen???

Ein Gewitter zieht aufEin Gewitter zieht auf

Die Wolken kamen schnell näher und schienen uns zu umzingeln. Am Alcazaba, auf den man von hier einen herrlichen Blick hatte, schien es schon zu regnen. Wir hüpften schnell über das große Schiefergeröllfeld, was in der Eile gar nicht so leicht war. Immer wieder hörten wir irgendwo den Wind jaulen und in der Ferne grollte es schon. Ab hier hatte Maike wieder die Hosen voll… Ich begann Nina mit fragen zu löchern, wie war das nochmal bei Gewitter in den Bergen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit hier von einem Blitz getroffen zu werden? Blöde Fragen, die ich mir selber hätte beantworten können, aber ich wollte nur was hören was mich beruhigt, aber mich konnte nichts beruhigen, ich war erst beruhigt, wenn ich wusste, dass das Gewitter weiterzieht und vorbei ist.Wir waren nun schon wieder an dem Punkt wo das T-Shirt als Fake- Gipfelkreuz thronte, Gott sei dank, jetzt war es nicht mehr so weit, aber das Gewitter kam näher. Es wurde ruhig, man merkte förmlich, wie sich die Luft um einen herum auflud, dann kam der Blitz und dann der Donner…Während es unheimlich ruhig wurde, hockten wir uns hin, so wie man es bei einem Gewitter machen sollte und warteten auf den Blitz. Nach dem Blitz, sprangen wir auf und versuchten so weit wie möglich zu laufen, bevor die Spannung sich erneut aufbaute. Wir hatten Glück, denn das Gewitter zog bald weiter und hinterließ nur einen Schrecken und einen kleinen Regenschauer, ehe die Sonne wieder durch die Wolken brach.

Zurück an den Lagunen richteten wir unser Lager her. Es war noch viel zu tun. Unseren Unterschlupf mussten wir etwas sicherer vor Wind und Regen machen. Wir fanden in der Höhle eine Plane vor, die Nina als Windschutz anbrachte und ein paar Schieferplatten wurden als Wind- und Regenschutz noch höher gestapelt.DSC_0015_1 Ich suchte irgendetwas mit dem man Feuer machen konnte, gar nicht so leicht in dieser Höhe. Wir nahmen kleine vertrocknete Bodendecker und Pferdeäpfel. Pferdemist eignet sich übrigens hervorragend zum Feuer machen, wenn man kein Holz hat. Sie stinken nicht so wie Kuhmist und machen es herrlich warm. Kuhmist macht es auch sehr warm, aber es stinkt so erbärmlich und brennt unaufhörbar in den Augen.DSC_0002Heute gönnten wir uns ein Festmahl! Es gab als Vorspeise Currywurst und als Hauptspeise Nudeln mit Brennnesselspinat und Erbsen. Auch wenn hier oben nichts wächst, Brennnesseln gibt es! Ich nehme dabei noch ein kleines Video auf, mit einem Resumeé der vergangen Tage und muss selber lachen, weil ich feststelle wie schlecht ich alles rede! :-D Mulhacén 3.0 073 (800x600)Ich hätte so gerne den Sternenhimmel von hier oben betrachtet, aber ich war immer so müde und konnte mich nicht mehr aufraffen raus zu gehen. Diese Nacht blieben wir von weiteren Gewittern und Regen verschont. Ein Fehler war aber, dass wir den Boden nicht mit Zelt und Matten isoliert hatten und in der Nacht bließ ein heftiger Wind, der trotz Schutz, den Weg in unsere Höhle fand, sodaß ich gehörig fror und mein Schlaf war diese Nacht alles andere als erholsam.

Gute Nacht!Gute Nacht!
Nina hat es dann doch noch geschafft einen wunderschönen Sonnenaufgang zu knipsen, mir war es noch zu kalt... :-PNina hat es dann doch noch geschafft einen wunderschönen Sonnenaufgang zu knipsen, mir war es noch zu kalt… :-P

Trotzallem war ich froh es geschafft zu haben! Ich stand auf meinem zweiten 3000-er, aber auf dem höchsten Berg der Sierra Nevada. Es war eine schöne und sehr anstrengende Tour, auf dem Weg nach oben, habe ich mir häufiger gedacht, wie das die ganzen Bergsteiger machen, die die 8000-er besteigen… Das hier war schon sehr anstrengend, die Luft scheint knapp zu werden und jeder Schritt ist so anstrengend, man ist einfach nur müde und dass schon bei einer Höhe von 3000m. Hatte das wirklich was mit der Höhe zu tun oder lag es an mir? Hm…ich weiß es nicht, aber es war schon geil und ich werde es wieder tun! Und an alle Bergsteiger da draußen: Hut ab, was ihr leistet, ist der pure Wahnsinn!!!

Am nächsten Tag  wollten wir noch eine Rechnung begleichen….die Rückkehr zum Alcazaba! Der Berg, der uns gezeigt hat, wie schnell aus einer vermeindlich einfachen Tour ein gefährliches Unterfangen werden kann. Demnächst mehr…

letztes Jahr-Alcazaba im Schnee -  Sturm auf dem Gipfel letztes Jahr-Alcazaba im Schnee – Sturm auf dem Gipfel

 

 

 

 

 

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