Yeah, geschafft!!! Gipfel erreicht!

Rückkehr zum Alcazaba

In unserer Höhle ist es schweinekalt, ich hab gar keine Lust aufzustehen. Den Schlafsack soweit über den Kopf gezogen, wage ich trotzdem einen Blick raus, Nina ist nicht mehr da, hm…ist sie vielleicht schon was Brennbares sammeln? Ein bisschen ist noch da, es nützt ja alles nix, es wird von alleine einfach nicht wärmer, also robbe ich mit meinem Schlafsack so nah an die Feuerstelle und mach das Feuer schonmal an. Als das Feuer gerade brennt, kommt Nina wieder, sie hat es geschafft einen schönen Sonnenaufgang aufzunehmen. Irgendwie läuft hier oben alles langsamer, wir sind Träge und haben es die letzten Tage nicht geschafft vor Sonnenaufgang aufzustehen, aber heute war die letzte Möglichkeit und ich habe wieder verschlafen. Ich wollte auch unbedingt hier oben einmal den bestimmt tollen Sternenhimmel sehen, auch das haben wir nicht hingekriegt. Auch wenn ich immer lange wach war, was für mich sehr unüblich ist, konnte ich mich einfach nicht aufraffen raus zu gehen, ich war müde und außerdem war es immer kalt, dass man froh war, sich im Schlafsack einmuckeln zu können.

So, das Feuer brennt, das Wasser ist heiß und wir können endlich unsere wärmende Brühe schlürfen. Wie sieht unser Plan für heute aus? Wir kehren heute zurück zum Alcazaba, der es uns schon einmal recht schwer gemacht hat und wir Glück hatten, mit nur wenig Blessuren davon zu kommen. Diesmal scheint alles perfekt zu sein, die Sonne lacht, es ist einigermaßen windstill, es liegt kein Schnee und es ist auch schon was wärmer geworden. Wir wählen für den Aufstieg eine etwas längere Route, dafür aber eine mildere Variante als die, die durch das Hochplateau mit den Lagunen führt. Für den Rückweg entscheiden wir, dass wir einen großen Bogen um die Lagunen machen und direkt zu der Schutzhütte auf 2400m laufen um am nächsten Tag, den ätzenden Abstieg nach Trevélez in Angriff zu nehmen. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass wir schon fast wieder Mittag haben, also schnell packen, unsere Höhle aufräumen, Rucksäcke auf und los geht’s.

Der Weg ist anfangs sehr human, ein bisschen auf und ab, aber nix wildes. Wir entschließen uns den Weg etwas abzukürzen über einen Berg aus Schiefer…Schiefer soweit das Auge reicht! Aber schnell merken wir, dass dieser Weg zu gefährlich ist. Die Gefahr von Steinschlag ist einfach zu groß und je weiter wir uns nach oben arbeiten, desto steiler wird es, ungesichert gibt das keinen, also drehen wir um und laufen lieber außenrum. Mittlerweile sind Wolken aufgezogen und kreisen um uns rum, jeden Tag um die gleiche Zeit türmen sich die Wolken auf. Wir sind uns nicht sicher, was das gibt, noch einmal hier oben in schlechtes Wetter geraten finden wir nicht so lustig und wollen lieber abwarten und gucken, ob sich die Wolken wieder verziehen. Da wir ja eh immer so müde sind, ist die Pause sehr willkommen. Die Rucksäcke werden im nu auf den Boden geschmissen und unsere Körper direkt dazu. In der Sonne ist es herrlich warm, so liegen wir nun da und sehen den Wolken zu wie sie sich bewegen. Von hier sieht der Alcazaba gar nicht steil aus, man meint es ist ein Kinderspiel dort hoch zu kommen, aber wir wissen, dass es nicht so ist…Wir erkennen, dass wir letztes Jahr im Sturm genau hier her gelaufen sind…

so ziemlich genau die gleiche Stelle, wo wir mit dem Sturm gekämpft habenso ziemlich genau die gleiche Stelle, wo wir mit dem Sturm gekämpft haben

Ups..nach zwei Stunden wache ich auf und spring auf, ich rufe Nina zu, dass die Wolken noch genauso aussehen wie vor zwei Stunden, entweder wir gehen jetzt weiter oder ich kann mich gar nicht mehr aufraffen. Rucksack auf und weiter geht’s. Uff…jetzt wird’s anstrengend, immer überall dieser Scheiß Schiefer, wie geht so was? Es sieht aus, als ob hier ein großer Bagger Schutt auf einen Berg zusammengetürmt hat. Zum Laufen mach das echt keinen Spaß. Doch dann haben wir es geschafft, wir stehen ein zweites mal auf dem Gipfel des Alcazaba, auf 3371m Höhe, ganz ohne Sturm! Und endlich kann ich den Anblick der Nordwand des Mulhacén genießen! Ein traumhaft schöner Ort und die Aussicht von hier übertrifft bei weitem die vom Mulhacén! Wieder machen wir eine Pause und genießen die tolle Aussicht ehe wir mit dem mühseligem Abstieg beginnen.

Yeah, geschafft!!! Gipfel erreicht!Yeah, geschafft!!! Gipfel erreicht!
grandisose Aussichten mit Blick auf Mulhacéns Nordwand...grandisose Aussichten mit Blick auf Mulhacéns Nordwand…
DSC_0037Weitsicht…

DSC_0041Wofür macht man eigentlich Pläne? Unseren Plan schmeißen wir nämlich über Bord und beschließen nun doch den Weg über die Lagunen zu nehmen. Wir erhoffen uns, dass der Weg kürzer und schneller ist, wir wussten jedoch nicht was uns dort erwartet…

Alles Gute kommt von oben....oder auch nicht...Alles Gute kommt von oben….oder auch nicht…

Wieder Schiefer über Schiefer, steil bergab mit einer riesigen Wand zu unserer Linken. Über uns, brüchiges Gestein, ein Blick nach unten zeigt, dass das was da oben so rumhängt auch gerne mal runter knallt…unten liegt nämlich schon eine Menge davon, und die Teile sind nicht klein! Dabei wird mir ganz anders, ich habe keine Angst mehr abzustürzen, sondern viel mehr, dass mich was von oben umhaut! Nina und ich beginnen versetzt von einander loszugehen, damit wir uns nicht gegenseitig mit losgetretenen Steinen abschießen. Ich vorne weg, darauf bedacht schnellstmöglich unten anzukommen und wer hätte es gedacht, ich hüpfe wie eine Gazelle von Stein zu Stein, ich weiß, das hättet ihr gerne gesehen :-P Scheiß auf mein Knie, das tut schon lange weh. Nina ist langsamer, sie konzentriert sich nicht so auf das, was von oben kommen könnte, sondern eher darauf wo sie hintritt um sich nicht zu verletzen.

Ein Blick nach oben verrät..ganz schön brüchig der Scheiß!Ein Blick nach oben verrät..ganz schön brüchig der Scheiß!
Im Bild ist Nina versteckt! Findest Du sie?Im Bild ist Nina versteckt! Findest Du sie?

Zeitsparend war das Ganze nicht, zwei Stunden haben wir dafür gebraucht um an den Lagunen anzukommen und dann waren wir ja noch nichtmal an unserer Höhle, sondern mussten noch das Ganze Plateau durchqueren.

Ohhh, meine Füße, jede Unebenheit und jedes noch so kleine Steinchen spüren ich. Und alles sieht so nah aus und doch ist es noch soooo unendlich weit entfernt. Ich beginne zu fluchen, ich will einfach über diese scheiß abgefuckte Erhebung gehen und dann endlich da sein. Nina widerspricht mir, sie findet den Weg außenrum angenehmer für die Füße, wahrscheinlich ist das auch so, aber es ist noch so weit. Ich latsche einfach apathisch hinter ihr her und gucke schon gar nicht mehr nach vorne, damit ich nicht sehe wie weit es noch ist. Als wir nach einer Unendlichkeit unsere Höhle erreichen, sind wir so ziemlich am Ende. Jetzt noch weiter runter zu der Hütte? Ich würde es gerne machen, aber Nina will nicht, zu weh tun Knie und Füße, meine ja auch. Den ganzen Weg haben wir unsere schweren Rucksäcke mitgeschleppt und sind doch wieder zurück gekommen. Aber jetzt nach dieser Tortur nochmal so einen Abstieg? Der Abstieg bis zu unserer Hütte hat es auch ganz schön in sich, immerhin müssen wir den Wasserfall wieder runter…In unserem Zustand keine gute Idee! Also verbringen wir noch eine Nacht hier und morgen geht es dann direkt nach Trevélez…

Zurück in der Zivilisation! Zurück in der Zivilisation!
Der Sonnenaufgang! Nina hat ihn eingefangen!Der Sonnenaufgang! Nina hat ihn eingefangen!

Die Mission Mulhacén 3.0 ist geglückt!!! Während der steilen Aufstiege, dachte ich immer wieder an die Extrembergsteiger und wie anstrengend das erst sein muss. Ich überlege mir, dass ich doch nicht noch höher will, 3000m reichen mir, das ist schon anstrengend genug und auch hier gibt es tolle Ausblicke. ;-) Aber als ich danach in Almería am Strand saß und auf´s Meer hinausblickte, waren alle Strapazen vergessen und ich wusste…ich muss nach Nepal und das nicht erst in zwei Jahren, sondern ziemlich bald…nur einmal zu den höchsten Bergen der Welt…

 

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