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Von Cañar über Soportújar nach Pampaneira

Der Mann, der mir am gestrigen Abend den Ort gezeigt hat, meinte Soportújar wäre ein sehr schönes Dorf, aber ebenfalls ohne Hotel. Gut, wenn ich das weiß, stelle ich mich auf Camping ein. Ich fragte wie weit es bis dahin sei, er meinte sieben Kilometer, ich wußte ja nun, dass die paar Kilometer sich ganz schön ziehen können, fragte aber dennoch wie weit es nach Pampaneira ist. Er meinte für einen Tag zu weit. Ok, dann gucke ich wie weit ich komme, diesmal wollte ich nicht wieder mitten in einem Dorf mein Zelt aufschlagen.

Klüger als gestern, packte ich heute knapp 5 Liter Wasser ein, was nochmal ordentlich auf´s Gewicht schlägt, aber besser als zu verdursten! Und heute klemmte ich auch mein Pfefferspray an eine meiner Hosentaschen, nachdem ich gestern von einem Hund mehr oder weniger angefallen wurde. Ich saß an einem Haus auf einer niedrigen Mauer, um meine Schuhe nachzubinden, als ich merkte, dass jemand sich anschlich. Es war ein Mann der wahrscheinlich nur schauen wollte, wer da an seinem Haus sitzt. Als er mich sah, wollte er wieder umdrehen, aber seine Hunde sahen mich wohl als Eindringling und stürmten auf mich zu. Ich stand sofort auf, damit ich größer bin als die Hunde. Der Kleinere sprang nur wild bellend um mich rum, während der Größere auf mich zu kam und mir deutlich zu verstehen gab, dass ich abhauen soll. Der Mann rief seine Hunde, die aber nicht hörten, er zeigte mir mit „no no“, dass ich regungslos stehen bleiben soll. Wenn so ein riesiger Hund, seine Schnauze, mit fletschenden Zähnen, aber schon ordentlich an meinen Oberschenkel presst, ist das leichter gesagt als getan! Ist aber nochmal gut gegangen und der Mann konnte die wildgewordene Bestie anleinen und ich bin mit dem Schrecken davon gekommen!

Hier geht´s lang!Hier geht´s lang!

Ich machte mich um halb zehn, nach einem Kaffee und einem Stück Brot mit Salami auf den Weg. Ich ging die Straße entlang, die nach meiner Meinung wieder auf den Camino führt und ich lag genau richtig. Der Anfang des Weges war angenehm zu gehen und Soportújar konnte man in der Ferne schon sehen. Das gab mir immer ein Gefühl der Sicherheit, denn wenn die Markierungen verschwanden, brauchte ich einfach nur in die Richtung gehen, in der das Dorf lag. Es folgten wieder steile, lange Aufstiege und ebenso steile, rutschige Abstiege. Auf einigen Teilen des Weges waren meine Kletterkünste gefragt, mit schwerem Gepäck gar nicht so einfach! An diesem Tag kam ich gut voran und meine aufgescheuerte linke Hüfte schmerzte trotz Rucksack gar nicht mehr so doll, dafür trug ich heute das meiste Gewicht auf den Schultern.

Canar-Soportuja-Pampaneira 056 (800x533)Wieder knallte die Sonne, was das Zeug hält! Ich wusste, dass ich auf den gegenüberliegenden Berg musste, da war wenigstens Schatten, aber der Weg dorthin, hatte es nochmal in sich! Plötzlich, über mir ein Gerumpel, ich zuckte zusammen und mit einem mal stand ein Steinbock vor mir! Ich blieb erschrocken stehen und der Steinbock guckte mich genauso verdutzt an, wie ich ihn. Er entschloss sich dann aber besser schnell abzuhauen und ich konnte beruhigt weitergehen.

Canar-Soportuja-Pampaneira 058 (800x533)Soportújar kam immer näher und nach drei Stunden und fünf Kilometern war ich da. Wieder gab es kleine verwinkelte Gassen, die durch das Dorf führten. Es wirkte noch kleiner als Cañar. Ich lief direkt an einer Bar vorbei, aber da wir Siesta hatten, war ich mir nicht sicher, ob sie auch geöffnet hatte. Ein Mann spinkste aus dem Fenster und ich fragte vorsichtig „open?“, ja, es hatte geöffnet, toll! Ich stellte meinen Rucksack vor der Tür ab, bestellte eine Cola und ein Eis und setzte mich draußen hin. Achtung, wenn man in Spanien eine Cola bestellt, sollte man eine Coca Cola bestellen, ansonsten bestellt man einen Schwanz! ;-) Das tat gut, was kaltes zu trinken! Nach einer Weile kam der Kellner raus und brachte mir noch ein Brot mit Schinken. Ich blieb noch eine Weile sitzen, um mich auzuruhen, ehe ich weiterzog. Mein rechtes Knie machte sich nun, durch die steilen Abstiege bemerkbar und ich zog mal besser für den Rest des Weges meine Bandage an.

Canar-Soportuja-Pampaneira 059 (800x533)Ich schien das Karten lesen nun drauf zu haben, fragte aber vorsichtshalber einen Mann, der neben mir herlief, nach dem Weg. Er erklärte ihn mir auf spanisch, mit Händen und Füßen, sodaß ich es verstand. Ich fragte wie weit es bis Pampaneira sei und er meinte ca. eine Stunde. Was? Nur? Na ja, ich packte vorsichtshalber mal zwei Stunden drauf.

Canar-Soportuja-Pampaneira 060 (800x533)Nach einer Weile bergauf und bergab, kam ich an einem kleinen Wasserlauf vorbei, wo keine Wegmarkierungen mehr zu finden waren. Ich lief den Trampelpfad erstmal weiter und dann stand ich da wieder mittendrin im Nirgendwo. Der Weg nach oben war steil und steinig und ich lief ihn natürlich mehrere Male, auf der Suche nach Markierungspfeilern. Nichts zu finden! Dann kletterte ich einen steilen Abhang auf allen Vieren hoch, um von oben eine bessere Aussicht zu haben und um eventuell einen Markierungspunkt zu erspähen. Bei dem Versuch wäre ich beinah, durch das Gewicht meines Rucksacks, rückwärts abgestürtzt.

Wie im DschungelWie im Dschungel

Es dämmerte mir so langsam, dass das was ich hier mache, doch auch irgendwie gefährlich ist. Die Wege waren anspruchsvoll, es herrschten Temperaturen um die 30 Grad und unterwegs sah ich nicht eine Menschenseele. Also entschloss ich mich ab heute, jeden Tag Kontakt mit Nina aufzunehmen. Ich vereinbarte mit ihr, dass ich ihr jeden Tag meine Route durchgebe und wenn ich mich nicht bis 18:00 Uhr melde, dass dann irgendwas nicht stimmt. Ich fragt mich, was wohl gefähricher ist, der prallen Sonne ohne Wasser ausgesetzt zu sein oder diesen Weg bei Regen zu gehen? Wahrscheinlich ist beides nicht ohne.

Canar-Soportuja-Pampaneira 061 (800x533)Der weitere Weg war sehr anstrengend, es ging überwiegend bergauf und meine Blasen an den Fersen, waren nun trotz Blasenpflaster offen. Was soll´s? Weiter geht’s! Nach der nächsten Kurve lag Pampaneira vor mir, ich freute mich und sang „Pampaneira,Pampaneira!“ Dann endete der Camino auf der Hauptstraße und ich musste noch ein ganzes Stück berghoch. Das wollte ich meinen Fersen aber nicht zumuten, die taten jetzt nämlich richtig weh! Mir war jetzt alles egal und entschied mich, per Anhalter das letzte Stück auf den Berg zu kommen. Ein Auto, oh, schnell Daumen raus – das Auto fuhr an mir vorbei. Ich versuchte es noch bei drei weiteren Autos, keines davon hielt. So wie ich aus sah, hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht mitgenommen. Ich war klitschnass geschwitzt, voller Staub und mein Rucksack mit meiner Jacke war voller Disteln, Staub und Blätter. Das ist bei meiner Kletteraktion passiert, weil ich ja irgendwie das gefährliche Stück wieder runter musste. Da bin ich halt auf dem Hosenboden, mit meinem Rucksack im Schlepptau, runter gerutscht und so sahen wir dann halt aus!

Ich war ungeduldig und bin dann doch zu Fuss hochgelaufen. Von der Straße ging ein kleiner Weg rechts ab, der zwar viel steiler als die Straße war, dafür aber kürzer. Und endlich war ich in Pampaneira, nach 13 Kilometern! Ich fand schnell die „Stadtmitte“ und vor einer Bar stand ein Schild mit Hostal. Ich ging rein und fragte nach, sie hatten noch ein Zimmer frei und ich buchte zwei Nächte, um meinen Blessuren etwas Zeit zum heilen zu geben.

Canar-Soportuja-Pampaneira 065 (800x533)Pampaneira – etwas touristisch

Pampaneira ist auch nicht sonderlich groß, kann aber mit vielen Restaurants, Bars und Café´s dienen. Außerdem gibt es viele Souvenirläden, was auf reichlich Tourismus schließen lässt. Als ich draußen in einer Bar saß und meinen Smoothie schlürfte, strömten auf einmal ganze Menschenmassen in den kleinen Ort. Ich dachte was ist hier denn los? Aufeinmal war das Dorf voller Menschen, nach einer Weile, fuhren sie mit dem Bus wieder weg und dann kam der nächste Bus. Aber trotzallem ein hübsches Dörfchen.

Wo ich jetzt hier zu Ruhe kam, machte sich der Muskelkater breit! Mein rechtes Bein konnte ich kaum anheben, der Schmerz fuhr durch meine Hüfte. Die Oberschenkel brannten, und im Rücken und sogar den Armen war es auch nicht besser! Ich will ja jetzt nicht rumjammern, ich brauch sowas ja! ;-) Letztes Jahr in Schottland war es auch nicht anders, da musste ich sogar nach dem ersten Tag schon zwei Tage Pause einlegen. Und ich weiß auch, dass ich ungefähr eine Woche brauche, bis ich mich eingelaufen habe.

Morgen werde ich einen ruhigen Tag verbringen, um meine Energiespeicher wieder aufzufüllen. Es ist komisch, seitdem ich hier bin, habe ich kaum etwas gegessen, aber habe auch nie Hunger! Kann mir das nichtmal zu Hause passieren? Hier bekommt man sogar auch, bei nicht alkoholischen Getränken Tapas gratis dazu und auch wieder diese tollen Oliven! An die Temperaturen habe ich mich gewöhnt und fange jetzt sogar im Schatten an zu frieren, obwohl es da auch noch warm genug ist! Mal sehen, vielleicht bleibe ich auch noch einen Tag länger…

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