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Langweilige Wege, schöne Strände und Hubschrauberaktionen

Das was ich in San José als normalen Wind vermutet hatte, entpuppte sich als Sturm, der einige Äste von den Bäumen riss und Müllcontainer einfach so umwarf und dazu regnete es auch noch. Das erste mal, dass es sich nach Herbst anfühlte. Also mache ich wohl noch einen Tag Pause, ungewollt, denn ich bin diesmal nicht für Regen ausgestattet. Auch die Frau an der Rezeption sagt mir, dass morgen alles wieder gut sei.DSC_0026[1]DSC_0025[1]DSC_0028[1]So ist es dann auch! Ich wache um 7:00 Uhr auf und schaue sofort raus. ja! Man sieht, auch wenn es noch recht dunkel ist, dass das Wetter schön wird. Ich gehe schnell duschen, setze mir auf meinem Kocher Wasser für Kaffee auf, esse ein paar lümmlige Schokomilchbrötchen und einen Müsliriegel. Dann werden die Klamotten zusammengepackt und endlich geht der Trip los, auf den ich mich so gefreut hab!

Traumhafte Strände

GR92 009Na ja, die sehen nicht so hoch aus…

Die ersten paar Kilometer kenne ich ja bereits, die habe ich gestern als Erkundungstour gemacht. Als ich den Playa de los Genoveses erreiche ist es menschenleer. Das Meer macht heute ganz schön hohe Wellen, hier würde ich gerade nicht schwimmen wollen, ich würde wahrscheinlich sofort ertrinken.DSC_0032[1] Es ist immer noch sehr windig und ich habe noch meine dicke Fleecejacke an, weil es doch kühl ist. Schon bald entdecke ich ein paar schöne Stellen, wo man hätte gut zelten können, ohne direkt entdeckt zu werden. Aber um daran zu denken, ist es noch etwas früh. Ich gehe weiter am Strand entlang und gelange zu dem Felsen der ins Wasser ragt, von der gegenüberliegenden Seite sieht er irgendwie viel mächtiger aus. Ich gehe einem Trampelpfad nach, der nach oben auf die Spitze führt, aber ich überlege es mir doch anders und gehe den normalen Weg weiter, der ebenfalls auf einen Berg führt, nur auf der anderen Seite.

Hier taucht schon das erste Problem auf, den Weg den ich gehen will da ist ein Kreuz auf den Stein gemalt, was bedeutet falscher Weg. Gut dann geh ich noch weiter nach oben und dann steh ich vor einem Abgrund. Da soll ich lang? Wenn man da ausrutscht kann man sich aber verabschieden! Unten knallen die Wellen heftig gegen die spitzen Felsen, die aus dem Wasser ragen. Ich versuche es trotzdem. An Stellen die mir zu steil sind, versuche ich auf andere Stellen auszuweichen, was mir auch erstmal gelingt, aber irgendwann steh ich doch immer wieder vor so steilen Passagen, wo es lebensmüde wäre, so bepackt wie ich es bin, herzugehen. Ich gehe dann doch den „falschen“ Weg, der führt halt nur auf der anderen Seite des Berges her und nicht direkt am Wasser, aber das kann ich verkraften. Letzendlich treffen sich die Wege hinter dem Berg wieder und ich kann dem GR 92 weiter folgen. Und dann gelange ich zu dem nächsten wundervollen Strand, dem Playa de Monsul. Eine traumhafte Bucht mit einem riesigen Felsen in der Mitte. Hier sind ein paar Menschen unterwegs, aber für so einen Strand trotzdem noch wenig. Ich beschließe hier meine Pause zu machen, schlüpfe schnell in meine Badeklamotten, hol mein Handtuch raus und lege mich in die Sonne. Ahhh, tut das gut und die Sonne ist noch so schön warm!GR92 042 (800x533)GR92 047 (800x533)

Der Playa de los Genoveses und Playa de Monsul haben es sogar schon nach Hollywood geschafft! Hier wurde unter anderem ein Stück von „Indianer Jones“ und „Der letzte Kreuzzug“ gedreht! Och man, können die nicht mal einen Film drehen wenn ich da bin!? Würde mich auch für eine Rolle zur Verfügung stellen! ;-)

Querfeldein geht auch, aber nicht ohne Hindernisse

Nach meiner Siesta ziehe ich weiter. Ich will aber nicht über diesen blöden geraden Pistenweg gehen, das ist langweilig! Also suche ich nach einer Möglichkeit, wie ich um diesen Weg herum komme. Ich sehe was, was aussieht wie ein Pfad und folge ihm. Hier kann ich mich nicht großartig verlaufen, denn ich kann mich am Wasser orientieren, wenn ich immer der Küste folge, komme ich wieder nach Almería. Der Weg ist viel schöner, mal geht es auf, mal ab und manchmal sogar direkt über einen Berg, ganz oben drauf. Hier hat man tolle Aussichten auf die Felsen und immer wieder tauchen winzige Buchten auf, an denen sich kein Mensch aufhält. Aber hier gilt ebenfalls wieder, Abstieg mit 15 Kg Gepäck, zu gefährlich. Irgendwann merk ich, dass ich gar nicht mehr auf dem Weg laufe, der muss irgendwann aufgehört haben. Ich befinde mich nun mitten im Gestrüpp, aber egal, immer am Meer lang. Ich laufe durch die Lücken, die die Sträucher mir hin und wieder bieten. Und dann passiert es, ich bleibe mit einem meiner Stöcke im Geäst hängen, will ihn raus ziehen, dabei stolper ich, fang mich mit dem anderen Stock, ich torkel rum wie ein Besoffener, derweil löst sich der andere Stock wieder…. und plumps! Da liegt die Maike in einem Strauch voller Stacheln! So seh ich dann auch aus, alles zerkratzt, aber nicht weiter schlimm. Ich muss selber über mich lachen und gehe weiter, als wär nix gewesen.

Irgendwann steh ich vor steilen Felsen, die ich einfach nicht hochkomme, denn sie ragen senkrecht vor mir hoch. Mist, jetzt muss ich doch die blöde Straße gehen. Ich suche mir den Weg zu der breiten Piste und muss mich erstmal damit abfinden. Langweilig, gähn!GR92 033 (800x533)Die Straße ist breit, aber abgesperrt, auf diesem Stück dürfen keine Autos mehr fahren, sie führt zu einem Leuchtturm, der komplett eingezäunt ist. Die Straße dorthin ist steil…Ach guck mal, da kommen mir Maike und Anja auf dem Fahrrad entgegen und in was für einer knallharten Schrittgeschwindigkeit! Ist das schön, Leute zu sehen, die auch nicht bergrunter fahren können! :-P

Da bin ich hergekommenDa bin ich hergekommen

Oben angekommen treffe ich ein paar Mädels aus Deutschland, die mich fragen wie weit es zum Playa de Monsul ist. Wir unterhalten uns eine Weile nett, sie bieten mir an mich ein Stück mitzunehmen, ich lehne aber dankend ab, denn heute bin ich auf laufen eingestellt und ich möchte gerne Zelten und in einer Ortschaft geht das nicht. Oben am Leuchtturm ist die Straße asphaltiert und geht bergab, doch zum Glück geht rechts ein kleiner Pfad weiter, wo Markierungen zu finden sind. Ich halte nach möglichen Lagerplätzen Ausschau, hier ist aber alles sehr steinig. Die erste Möglichkeit ist mir noch zu sehr an der Straße, obwohl sie schön wäre. Ungefähr zwei Kilometer weiter beginnt der Weg nach unten zur Straße zu führen. Hm, geht auch nicht, also muss ich mir irgendwo dazwischen was suchen. Ich finde einen Platz, der einigermaßen eben ist und nicht ganz so steinig, die großen Steine scharre ich mit dem Fuß beiseite. Perfekt! Hier kommt nachts doch keiner hin. Obwohl man mich von der Straße wahrscheinlich sehen könnte, fühle ich mich sicher. Denn nur wenn man genau hinschaut würde man mich sehen. Hier ist Naturpark und zelten verboten. Ich koche mir Spagehtti, dazu gibt’s Pesto und nach dem Essen baue ich mein Zelt auf.GR92 085 (800x533)GR92 090 (800x533)

Hubschrauberlärm und ich fühle mich wie in Hollywood

Ich verkrieche mich schon um sieben ins Bett. Hier gibt’s nichts was ich machen könnte und ich werde auch schon müde. Anfangs ist es noch sehr windstill, was sich später aber ändert und mein Zelt auf eine harte Probe stellt. Ich schlummer so langsam weg und dann höre ich etwas. Hm, ein Boot? Nee, ein Hubschrauber? Ich kann es zuerst nicht richtig zuordnen, aber ich höre, dass es näher kommt. Oh, Nein! Haben die hier sowas wie ´ne Küstenwache, die Wildcamper aufspüren? Ich bin zwar ein ganzes Stück weiter oben, aber der Mond scheint so herrlich auf mein Zelt, dass ich wahrscheinlich trotzdem für alle gut sichtbar bin, so war das nicht geplant!GR92 095 (800x533)Das Geräusch ist jetzt immer gleich bleibend laut. Und noch immer kann ich nicht unterscheiden ob Hubschrauber oder Boot. Hubschrauber wär schlimmer. Ich wage einen Blick aus meinem Zelt, na, ob mich das eher beruhigen oder beunruhigen wird? Ich sehe unten bei dem Felsen Licht, ein rotes blinkendes, ein grünes und helle Scheinwerfer. Ich warte mal….Was ist da?

Adrenalin steigt in mir hoch und ich muss jetzt mal raus gehen. Ich schleiche mich zu dem Felsen, der mein Zelt verdecken sollte. Eine Lampe braucht man nicht, der Mond scheint so hell, dass man alles um sich rum erkennt. Ich sehe ein Licht was immer wieder rum kommt, erstmal klar das ist vom Leuchtturm… aber dann folgt der Gedanke wie aus einem Film….was ist wenn das ein „Suchlicht“ ist??? Oh nein, sie haben mich entdeckt!

Und dann läuft in mir ein Film ab:
Ein Hubschrauber kreist über meinem Zelt, sein Propeller wirbelt Staub auf. Es ist laut. Ich stehe unter ihm, nur in Unterwäsche bekleidet. Das Scheinwerferlicht blendet mich, ich halte eine Hand gegen das Licht um besser sehen zu können, aber es gelingt mir nicht. Im Hubschrauber sehe ich die Silhouetten von Männer, die mit Maschinengewehren bewaffnet sind und aus einem Lautsprecher tönt: Bitte bauen sie sofort ihr Zelt ab, sie befinden sich auf einem Gelände wo dieses nicht gestattet ist (natürlich auf spanisch). Die Ansage wird mehrfach wiederholt…

Nein, das ist natürlich nicht passiert, aber ich rechne immer sofort mit dem Schlimmsten. Es war aber ein Hubschrauber, der eine ganze Weile über dem Wassser, an einem Felszipfel, schwebte. Es sah so aus als würde einer von dem Felsen hoch in den Hubschrauber gezogen, aber ich konnte es nicht genau sehen und das „Suchlicht“ kam natürlich von dem Leuchtturm. ;-) Irgendwann stieg der Hubschrauber hoch und flog, Gott sei dank, in entgegengesetzte Richtung davon. Und am nächsten Morgen wache ich wohlbehalten auf! :-D Ach, was war das spannend!

Über dem kleinen Zipfelchen schwebte der HubschrauberÜber dem kleinen Zipfelchen schwebte der Hubschrauber

Dafür wieder Langeweile am nächsten Tag

Heute führt der Weg von meinem Lagerplatz erstmal steil, sehr steil über Geröll nach unten zur Straße. Der Weg ist zudem durch kleine Kiesel, trockene Erde und größeres Geröll sehr rutschig, sodaß ich immer wieder ausrutsche. Also benutz ich wieder meinem Hinterteil um sicher hinunter zu kommen, dabei verdrehe ich mir noch ordentlich beide Knie. Was ich später noch ganz schön merke. Unten geht’s dann auf asphaltierter Straße weiter und die Straße mündet in eine Hauptstraße. Von kleinen Buchten ist hier nichts mehr zu sehen, ebenso wenig schöne Aussichten kann der Weg bieten. Ich soll an den Salinenbecken vorbei kommen, da sollen sich die Flamingos tümmeln. Das wär ja wenigstens etwas sehenswertes. Als ich dann da ankomme, kann ich von weitem schon Vögel sehen, aber die sehen weiß aus, Flamingos sind doch rosa…

Ich entscheide mich doch dazu, mir das mal näher anzuschauen und biege in einen Feldweg ab. Ich komme aber nicht weit, alles ist eingezäunt und Bambusrohre versperren die Sicht. Ich laufe ein Stück zurück, bleibe aber auf dem Felweg, immerhin besser als Straße. Immer wieder sehe ich, dass sich da was bewegt, also sind es Vögel, es könnten tatsächlich Flamingos sein. Aber sie sind einfach zu weit weg, deshalb mache ich auch kein Foto, weil man nur Punkte erkennen würde.

Ich komme an einem kleinen Ort vorbei, dort ist ein Café, ich bestelle einen Milchkaffee und eine Cola und habe schon keinen Bock mehr weiter zu gehen. Laut Karte soll der weitere Weg bis Almeía nur an der Straße vorbei und über Feldwege führen. Ich laufe erstmal weiter und erreiche eine Stunde später San Miguel. Mir kommt ein Bus entgegen und ich laufe ihm schnell hinterher um zu sehen wo er hält. Um die Ecke ist eine Bushaltestelle, wahrscheinlich die Einzige im Ort. Ich gehe in den Supermarkt um mal wieder an ordentliches Wasser zu kommen, das letzte was ich hatte stammt aus dem Wasserhahn von San José und schmeckte ekelhaft. Ich nutze die Gelegenheit und frage den Verkäufer, ob von dieser Haltestelle Busse nach Almería fahren. Er bejaht und schreibt mir freundlicherweise die Uhrzeiten auf. Der Nächste soll um zwei fahren, gut, das ist nicht mehr lang. Der Entschluss steht fest, ich fahre zurück nach Almería! Der Rest des Weges wird genauso langweilig sein und ich bin mir sicher, dass ich nichts verpassen werde.

So steige ich um 14 Uhr in den Bus und bin schon vierzig Minuten später in Almería. Ich finde sogar wieder im Hostal Delfin Verde ein Zimmer…

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